Kleidungsordnung beim Kirchenbesuch


Kleidung im Wandel der Zeit. Wenn jemand einen hohen Gast bei sich zu Hause empfängt, dann erweist er ihm nicht nur dadurch Achtung und Respekt, dass er seine Wohnung oder sein Haus aufräumt und in einen ordentlichen Zustand bringt, sondern auch dass er entsprechend schöne Kleider anzieht und somit auch auf diese Weise ein ordentliches äußeres Erscheinungsbild abgibt. Oder wenn jemand selbst etwa zu einer Hochzeit oder einem sonstigen besonderen Fest eines Familienangehörigen oder Freundes eingeladen wird, kleidet er sich ebenfalls dem feierlichen Anlass entsprechend! Denn durch die entsprechende Art unserer Kleidung können wir bei bestimmten Anlässen ebenfalls unsere Wertschätzung den betreffenden Ereignissen oder Personen gegenüber zum Ausdruck bringen.
So wird dann aber auch das Fehlen einer dem jeweiligen Anlass entsprechenden Kleidung allgemein nicht nur als unangebracht, sondern sogar als respektlos und bisweilen sogar als kränkend angesehen. Denn wenn da jemand z.B. zu einer Hochzeitsfeier oder auch ins Opernhaus oder zu einem sonstigen feierlichen gesellschaftlichen oder kulturellen Ereignis etwa ungepflegt oder in eine Jeans und ein T-Shirt gekleidet kommt, wird das als ausdrücklich deplatziert eingestuft - die meisten schütteln dann den Kopf.
Also ist die Kleidung nicht nur dazu da, den Körper zu wärmen und in Entsprechung zu dem uns angeborenen gesunden Schamgefühl bestimmte Körperteile zu bedecken. Nein, sie übt sehr wohl auch eine nicht unwichtige gesellschaftliche Funktion aus und lässt an ihrer Art auch bestimmte Rückschlüsse auf die mentale Einstellung des jeweiligen Menschen ziehen.
In der Gottesbeziehung und der christlich-katholischen Religion kommt es in erster Linie natürlich auf die geistige Haltung des Menschen an bzw. auf die Ehrlichkeit der Sehnsucht seines Herzens nach Gott und dem sittlich Guten. Dies kann weder durch frommes Reden allein noch durch irgendwelche formalen Kleiderordnungen kompensiert, geschweige denn gänzlich ersetzt werden. Wie ernsthaft der Mensch den Willen Gottes zu erkennen sucht und dann konsequent erfüllt, das heißt wie intensiv er im Innersten seiner Seele nach Ihm strebt, entscheidet letztendlich darüber, wie fromm und gottesfürchtig er wirklich ist, ob und welchen geistigen Fortschritt im Glauben er tatsächlich gemacht hat.
Dennoch spielt in der katholischen Kirche auch eine nicht ganz unbedeutende Rolle, wie sich der Mensch sowohl allgemein als auch ganz speziell beim Gang in die Kirche und der Teilnahme an sakral-liturgischen Handlungen kleidet. Denn die Kleidung spiegelt ebenfalls - in gewissem Umfang - die Einstellung der Seele wider, an ihrer Art kann man u.a. auch die Wertschätzung des Menschen für die hl. Messe und andere kirchliche Feierlichkeiten ablesen.
Grundsätzlich gibt es nicht eine ganz bestimmte und bis in alle Einzelheiten durchformulierte Kleiderordnung, die ohne weiteres sowohl für alle Jahrhunderte als auch für alle Völker und Erdteile gleichermaßen gilt. Denn erstens verändert sich bisweilen die Bedeutung und das Ansehen der einzelnen Kleidungsstücke im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte und zweitens unterscheidet sich (in der einen und derselben Zeit) auch die Betrachtungsweise verschiedener Völker und Kulturkreise zu dem einen und demselben Kleidungsstück voneinander.
So sieht z.B. im so genannten westlichen Kulturkreis heute den Anstand, die Feierlichkeit und die Eleganz in der männlichen Kleidung hauptsächlich bzw. überwiegend in einem Hemd (mit Kragen), in einem Anzug (mit langer Hose) und der Krawatte repräsentiert. Zu jeder Hochzeit, zu jeder Beerdigung und praktisch zu jedem anderen nicht ganz alltäglichen und somit besonderen Anlass erscheint der Mann heute im Prinzip in Anzug und Krawatte! Dabei kennt man aber diese Kleidungskombination eigentlich erst seit der Neuzeit.
So galt gerade die uns heute so bekannte knöchellange Hose, die so typisch für den Mann ist und wie selbstverständlich zu seinem Statussymbol gehört, bei den Römern und Griechen in der Antike als unzivilisiert und barbarisch. Bezeichnenderweise werden weder Jesus noch Josef noch die Aposteln in der christlichen Bildermalerei in irgendeiner Art von Hose gekleidet dargestellt!
Allerdings hat sich die Hose als solche seit dem ausgehenden Mittelalter als allgemein üblich durchgesetzt. Nur war es auch da noch nicht unsere heutige männliche knöchellange Hose, sondern eine kurze Hose verschiedenster Fasson mit Strümpfen darunter. Zunächst setzte sich die waden- aber noch nicht knöchellange gerade Röhrenhose in Europa im 17. Jahrhundert durch. Da aber die französischen Revolutionäre bevorzugt eine knöchellange gerade Hose trugen, erhielt diese auch und gerade in katholischen Kreisen den Beigeschmack des Revolutionären und war deswegen zunächst auch verpönt! Allerdings verlor sie in der Gesellschaft sehr bald diesen negativen Ruf und wurde allgemein üblich, auch bei katholischen Männern.
Und während dieser ganzen Zeit hat man sich wie selbstverständlich auch beim Gang in die Kirche je nach der Sitte der jeweiligen Zeit und des jeweiligen Landes und Kulturkreises gekleidet. Man kann es sich heute kaum vorstellen, aber die Männer gingen somit erst seit ca. der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert in einer knöchellangen Hose in die Kirche!
Ein Inder, Chinese, Afrikaner oder südamerikanischer Indio als solcher kann dagegen im Prinzip auch heute nicht so viel mit Anzug und Krawatte anfangen und richtet sich zum Zweck der Unterstreichung der Feierlichkeit eines bestimmten äußeren Anlasses (so z.B. auch beim Kirchenbesuch) wie selbstverständlich nach der Kleidungstradition seines eigenen Volkes und Kulturkreises. Daran ist an sich überhaupt nichts auszusetzen, solange natürlich bestimmte grundsätzliche Regeln der Zucht und des Anstandes eingehalten werden. Dabei ist es interessant zu berücksichtigen - um ein Beispiel aus unseren Breitengraden anzuführen -, dass für einen Alpenländler eine (nur ans Knie heranreichende) Lederhose (mit zwar hohen Strümpfen aber dennoch einem freien Knie!) wie selbstverständlich zu seiner Tradition und Identität gehört und in Alpenländern auch von der katholischen Kirche nicht als irgendwie unanständig angesehen wurde und wird.
Somit müssen wir uns beim Kleiden im Prinzip alle sowohl nach der Art des Kulturkreises richten, in dem wir aufgewachsen sind und leben, als auch sollten wir dabei nicht das bisweilen tatsächlich stattgefundene gewandelte Verständnis in der Bewertung bestimmter einzelner Kleidungsstücke außer Acht lassen, solange, es sei noch einmal betont, bestimmte grundsätzliche Regeln des Anstandes nicht verletzt werden! So werden wir hier im Folgenden versuchen, bestimmte Grundsätze aufzuzeigen, die logischerweise für die gegenwärtige Kleidungsordnung im sog. westlichen, europäischen Raum maßgebend sind - vor allem beim Besuch eines Gottesdienstes in einem katholischen Kirchengebäude.
Kleidung beim Gang in die Kirche heute. Jemand aus der eigenen Elterngeneration erzählte einmal von einem Priester aus der eigenen Jugendzeit, wie dieser seinen (etwas ärmeren) Gläubigen einschärfte, man solle sein schönstes Kleid und Gewand am Sonntag in die Kirche anziehen. Die Sonntagsmesse sei ja ein feierlicher Anlass - dem müsse dann von den Gläubigen u.a. auch in der Art der Kleidung entsprochen werden. Die meisten Menschen heute besitzen nicht nur ein einziges Ausgeh-Gewand - wohl im Unterschied zu ärmeren Bevölkerungsschichten in der Vergangenheit. Auch wenn man daher nicht unbedingt das allerfeierlichste und allerteuerste von diesen schönen Gewändern anziehen muss, sollte es doch auch heute unbedingt ein Kleid sein, welches dem feierlichen Anlass einer hl. Messe, und hier speziell der Sonntagsmesse, entspricht!
Jeder von uns weiß ja selbst, dass es spezifische Kleider gibt, die man entweder im Alltag oder in der Freizeit oder bei sportlichen Aktivitäten oder auch bei der jeweiligen beruflichen Tätigkeit anzieht, und dass es zugleich auch Kleider gibt, die man im Prinzip nur bei besonderen und feierlichen Anlässen anlegt. Es gibt sehr wohl einzelne Kleidungsstücke, die zu verschiedenen Anlässen passen, und dann auch solche Kleidungsstücke, die sich nach dem allgemeinen Verständnis auf keinen Fall für alle Anlässe eignen. Denn wer macht schon Sport in Anzug und Krawatte oder geht in einem (zumal zerknitterten) T-Shirt und einer (zumal alten) Jeans-Hose zu einer Beerdigung? In beiden Fällen würden ja alle anderen gewaltig mit dem Kopf schütteln und der betreffenden Person gegenüber dringend eine entsprechende Kleidungsänderung anregen!
Von diesem Grundsatz getragen, dass nämlich die meisten einzelnen Kleidungsstücke sich nur für bestimmte Anlässe eignen bzw. etwas bestimmtes repräsentieren, sollten wir auch an die Frage herangehen, welche konkrete Kleidungsordnung heute der Würde des Gotteshauses entspricht und unseren Respekt und unsere Hochachtung vor dem sakralen Geschehen dort zum Ausdruck bringt.
Was die Kirchenkleidung für Männer angeht, so besteht wohl überhaupt kein Zweifel daran, dass es unten eine anständige und lange (knöchellange!) Hose sein muss. Eine kurze Hose geht da nicht, weil mit ihr heute allgemein irgendwelche Freizeit- oder Sportaktivitäten in Verbindung gebracht werden, zumal ja die Shorts bei vielen Sportarten getragen werden. Auch eine halblange, nur etwas übers Knie reichende Hose transportiert den Gedanken der Freizeit. Entsprechend eignet sich auch eine wie auch immer geartete Trainingshose nicht für den Gang in die Kirche, auch werktags nicht. Sollte jemand gerade unterwegs oder auf der Arbeit gewesen sein und keine Zeit oder Möglichkeit besitzen, sich vorher noch entsprechend umzuziehen, wird es wohl keinen Anstoß erregen, wenn ein Mann unter der Woche auch mal in einer (langen) Hose zur hl. Messe erscheint, die man sonst z.B. zum Spazieren-gehen anzieht und an sich nicht unbedingt zur Kategorie Sonntagshose zählt. Man soll und will sich ja an bestimmte Grundsätze halten, in bestimmten so genannten Grenz- oder Härtefällen soll man aber auch nicht kleinlich sein und es somit übertreiben.
Was die entsprechende männliche Oberbekleidung angeht, so gibt es auch hier ein Kleidungsstück, welches den entscheidenden Unterschied ausmacht - das klassische Hemd (mit einem Kragen)! Ob nun mit Krawatte und Anzug oder ohne, ob mit einem dezenten Pullover darüber oder nicht, spielt da wohl keine entscheidende Rolle mehr. Das klassische Hemd ist jenes Kleidungsstück, welches dem Mann vom Äußeren her Ernsthaftigkeit und Feierlichkeit verleiht und somit im Prinzip immer in die Kirche getragen werden sollte.
In der Regel sollte dieses Hemd auch langärmlig sein, wenn kein Jackett darüber getragen wird. Allerdings ist es verständlich und somit nicht anstößig, wenn Männer bei sehr warmem Wetter auch ein Hemd tragen, dessen Ärmel “nur” an den Ellenbogen heranreichen. Ganz ohne Ärmel, d.h. ohne wenigstens halblange Ärmel, geht es dagegen überhaupt nicht. Denn dies geht dann auch vom allgemeinen Empfinden her schon in Richtung “unseriös” oder sogar “unanständig”, weil in einem komplett ärmellosen Hemd die Intention zum Präsentieren der Oberarmmuskeln liegt, was aber in keinster Weise mit einem Kirchenbesuch in Einklang gebracht werden kann.
Aus ähnlichen bzw. analogen Gründen sollte vom Mann dann auch kein sehr eng anliegendes Hemd angezogen werden, welches dann in der Regel wohl seinen muskulösen Oberkörper hervorheben soll. Ebenso eignet sich auch ein Polo-Hemd (wenn auch mit Kragen) kaum für den Kirchengang, weil es gesellschaftlich praktisch ebenfalls ausschließlich mit Freizeit und Sport in Verbindung gebracht wird. Man mache da selbst einen Test und stelle sich die Frage, ob man es denn wagen würde, in einem Polo- oder komplett ärmellosen Hemd z.B. zur Audienz beim Papst als solchem oder zu einem Treffen mit der englischen Queen zu erscheinen (Kleideretikette). Und warum soll man dann das heilige Messopfer und den geweihten Kirchenraum als solchen als geringer einschätzen als einen Papst oder eine Königin? Allerdings wollen wir auch nicht ausschließen, dass es gewisse Polohemden geben kann, die (in Stoff und Farbe) doch eine bestimmte hinreichende Feierlichkeit transportieren.
Was dann die Kirchenkleidung für Frauen angeht, so war - unten - ein Rock schon immer das klassische Kleidungsstück der Frauen in Mitteleuropa. Eine Frau im Rock strahlt grundsätzlich Würde und Eleganz aus, was dann in ganz besonderer Weise vor allem mit einem Kirchenbesuch vereinbar ist! (Es wäre übrigens auch in allgemein-menschlicher Hinsicht sehr schade, wenn dies durch die sogenannte Übermacht der Hose verloren gehen würde.) So soll bitte auch heute Frau im Rock die Regel bleiben, vor allem wenn es um den Gang in die Kirche geht!
Dabei gilt die Regel, dass der Rock das Knie einer Frau bedecken muss, und zwar so, dass ihr Knie auch im Sitzen bedeckt bleibt und auch einem direkt gegenübersitzenden Menschen nicht gewisse unanständige “Einblicke” gewährt.
Bis auf einige wenige Darstellungen von Frauen in einer Hose in der Antike und dann auch bei Kelten und Germanen sind keine weiteren Zeugnisse dieser Art bekannt. Danach war das Tragen von Hosen für europäische und amerikanische Frauen jahrhundertelang praktisch komplett tabu. Dadurch ist auch die extrem negative Haltung der katholischen Kirche der damaligen Zeit der weiblichen Hose gegenüber zu erklären.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die weibliche Unterhose eingeführt, die im Schritt offen war und Beinkleid genannt wurde. Die Frauenhosenbewegung ging Hand in Hand mit der Emanzipationsbewegung und instrumentalisierte somit die weibliche Hose für eigene Zwecke. Eine der ersten “Reformkleidungen” für Frauen bestand in knöchellangen weiten Hosen, darüber trug man ein etwa knielanges Kleid.
Mit dem Ersten Weltkrieg brach dann aber der „Hosenbann“ in der Gesellschaft, als nämlich viele Frauen zur Erwerbsarbeit gezwungen waren. Man kleidete sie beim “männlichen Arbeitsersatz” praktisch in dieselbe Arbeitskleidung, wie sie für die Männer bestimmt wurde. (Also kein Mantel oder Rock darüber.) Im Krieg wurde diese Ausstattung ohne weiteres als notwendig akzeptiert, jedoch hielt man die Frauenhosen für eine vorübergehende Erscheinung. Allerdings wollten die Frauen nach dem Ersten Weltkrieg die Hose als solche nun nicht mehr missen - Schritt für Schritt setzte sie sich im Alltag und Beruf auch bei Frauen durch, außer im Hochsommer oder als Abendgarderobe.
Wie ist nun diese Entwicklung zu bewerten? Darf eine katholische Frau auch einmal eine Hose anziehen? Darf sie womöglich in einer Hose sogar in der Kirche erscheinen?
Nun, wir wissen, welchen Wandel die knöchellange männliche Hose im Lauf der Geschichte im Verständnis der Menschen in Mitteleuropa durchgemacht hat. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat man sie mit der Französischen Revolution in Verbindung gebracht und somit in konservativen Gesellschaftsschichten kategorisch abgelehnt. Da aber darauf die betreffende Anrüchigkeit der langen Männerhose ziemlich bald allgemein verloren gegangen ist, kommt auch heute wohl kein Mensch auf den absurden Gedanken, einem jeden Mann in einer langen Hose Sympathisantentum mit dem liberal-antikatholischen Gedankengut der Französischen Revolution vorzuwerfen. Denn sonst müsste man praktisch alle Männer bei uns hier als solche gefährlichen “Revoluzzer” brandmarken!
Nun sehen wir, dass auch im Hinblick auf die Frauenhose als solche ein Wandel im Verständnis sehr vieler Menschen in unserer Gesellschaft eingesetzt hat, der dazu führt, dass heute keiner Frau mehr ernsthaft vorgehalten werden kann und darf, sie sei deswegen eine Anhängerin von irgendwelchem unchristlichen Emanzipationsgedankengut, nur weil sie eine Hose trägt. Das wäre nicht nur unfair diesen Frauen gegenüber, sondern auch beleidigend.
Auch wir als Katholiken müssen diese nun doch schon weit fortgeschrittene Entwicklung zur Entkriminalisierung der weiblichen Hose als solcher registrieren und können sie somit in unserer Bewertung der weiblichen Hose als solcher nicht gänzlich unberücksichtigt lassen. Wir wiederholen, eine Frau im Rock strahlt prinzipiell Würde und Eleganz aus, der Rock soll weiterhin die vorzügliche Kleidung der Frau bleiben, zumal beim Kirchenbesuch! Dennoch kann es Situation geben, in welchen auch eine katholische Frau eine Hose anziehen darf, sofern natürlich die Art dieser Hose nicht aufreizend ist und Anlass zur Sünde gibt. Aber dieser Grundsatz gilt ja für alle Kleidungsstücke und -arten gleichermaßen. Denn es gibt ja durchaus auch solche knie- und knöchellange Rocke, die nicht dem Gebot des Anstandes entsprechen!
So wäre z.B. ein medizinischer Grund (etwa eine Blasenentzündung) legitim, dass eine Frau eine Hose anzieht. Eine Hose wärmt da nach Aussagen von Frauen wesentlich besser als noch so viele Strümpfe unter einem Rock. Ebenso gibt es bestimmte praktische Gründe, die dies rechtfertigen. So z.B. die Arbeit im Garten oder Haushalt, wo man sich doch oft bücken oder auf die Knie setzen muss. Es ist dann einfach lästig, bei jeder Bewegung darauf zu achten, dass der Rock immer richtig sitzt, unbedingt das Knie bedeckt und keine bestimmten Einblicke gewährt. Wie Frauen berichten, ist die Hose im Alltag einfach viel praktischer.
Auch beim Sportmachen oder einer sonstigen körperlichen Ertüchtigung wäre ja der Rock höchst unzweckmäßig. Es wäre ja absurd zu behaupten, eine Frau dürfe keinen Sport machen, nur weil sie da ja die Hose anziehen müsste. Es kann auch manche andere praktische Gründe geben (etwa auch einen maßvoll-ästhetischen), die bisweilen auch allein in der persönlichen Bewertung der betreffenden Frau liegen, welche sie veranlassen könnten und dürften, eine Hose zu tragen. Allerdings sollte es auch heute die klare Regel sein, für die hl. Messe doch überwiegend bis hauptsächlich den Rock anzuziehen, zumal an einem Sonn- und Feiertag!
Wenn die Rede von einer weiblichen Hose ist, dann muss natürlich klar differenziert werden. Wir meinen da natürlich eine anständige Hose, die nicht sehr eng am Körper anliegt und mindestens knielang ist. Selbstverständlich ist jede Art von Hose abzulehnen, die entweder zu kurz (Shorts) oder sehr eng anliegt (knallenge Jeans oder Leggins), die auf ihre Art praktisch alles sichtbar machen und beim anderen Geschlecht sehr leicht entsprechende sexuelle Phantasien hervorrufen kann. Wir wollen da auf keinen Fall die betreffende eindeutige Warnung des Evangeliums übersehen, mit welcher uns Jesus auch in Bezug auf die Wahl der eigenen Kleidung aufruft: “Wer einem von diesen Kleinen, die an Mich glauben, Anlass zur Sünde gibt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde. Wehe der Welt um der Ärgernisse willen! Es müssen zwar Ärgernisse kommen; doch wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt!” (Mt 18,6f.) Die Verantwortung der Eltern besteht auch darin, ihre Kinder schon in der Jugend darauf aufmerksam zu machen und in ihr, bei Mädchen noch stärker, das Bewusstsein für die Wirkung ihrer Kleidung auf das andere Geschlecht zu schärfen.
Generell ist es interessant zu berücksichtigen, dass die katholische Kirche bereits vor Jahrhunderten mit dem Phänomen der weiblichen Hose konfrontiert wurde - in China, Japan und Südostasien. Dort gehörte die Hose traditionell zur Standardbekleidung der Frauen, praktisch aller Frauen! Und man hat bisher noch nie etwas darüber vernommen, als hätte die Kirche bei ihren Missionsbemühungen diesen Asiatinnen die Hose unbedingt ausreden wollen! Dies bestätigt, dass es der Kirche in erster Linie und generell darum geht, dass man sich in Entsprechung zum Sittlichkeitsgebot kleidet und durch seine Kleidung keine starken sexuellen Reize aussendet. (Durch die anständige Kleidung können unter Umständen ebenfalls gewisse Reize dieser Art entstehen - man will ja die Frau nicht z.B. in einen Ganzkörperschleier hüllen!)
Eine Forderung, welche die Kirche mit der Kleidungsordnung verbindet, ist auch die Unterscheidung der Geschlechter. Der Mann soll an seiner Kleidung unbedingt als Mann und die Frau unbedingt als Frau erkennbar sein. Nun verhält es sich ja bei der heutigen weiblichen Hose nicht so, dass die Frauen sich dann etwa nach der Art der Transvestiten gänzlich als Mann verkleiden (auch das Obergewand, die Frisur, der Schmuck und die Kopfbedeckung) und äußerlich nicht mehr als Frau wahrgenommen werden können. Die heutige Frau in Hose bleibt ja sehr wohl als Frau erkennbar.
Was die Kleidung der Frau oben angeht, so muss nach katholischer Sittlichkeitslehre auch hier das Gewicht auf die Vermeidung unnötiger sexueller Reize gelegt werden. Alles, was zu eng anliegt und somit die weiblichen Reize zu sehr in den Vordergrund rückt, ist unanständig und somit abzulehnen. Der Ausschnitt soll nicht zu groß sein. Man frage sich bei der Wahl der Kleidung selbst, ob man denn beim Verneigen oder Bücken nach vorne einer gegenüberstehenden Person gewisse unsittliche Einblicke in den Ausschnitt hinein gewährt oder nicht.
T-Shirts oder andere den Alltag oder eine sportliche Tätigkeit repräsentierende Kleidungsstücke eignen sich auch bei einer Frau nicht, dass sie ganz speziell zur Sonntagsmesse getragen würden (ohne dass nämlich noch eine Jacke oder Weste überzogen wird). Bei einem Zweiteiler wird es wohl eine helle Bluse, eine Weste oder auch ein entsprechendes weibliches Jackett sein, die hier angebracht sind. Auf Pullover wird man wohl ebenfalls zurückgreifen können.
Eine Art Sonderkategorie bilden in der Kleidungsordnung die jeweiligen traditionellen Volkstrachten. Diese werden von der katholischen Kirche wie selbstverständlich akzeptiert, weil sie auch Ausdruck der jeweiligen nationalen Identität sind. Somit konnte und durfte man auch früher, also vor der sogenannten 1968-er Revolution und dem Vatikanum II., wodurch ja auch und gerade in moralischer Hinsicht vieles in Kirche und Gesellschaft auf den Kopf gestellt wurde, eine katholische Kirche zur Sonntagsmesse wie selbstverständlich in einer männlichen oder weiblichen Volkstracht betreten. Da hat man sich dann bezeichnenderweise auch nicht daran gestoßen, dass z.B. die alpenländische Lederhose von der Länge her nicht immer übers Knie reicht und auch der schottische Kilt eigentlich sogar ein Rock für Männer ist, der ja ebenfalls nie das Knie komplett bedeckt! Durch Nachfragen bei Personen, die die betreffende historische Sachlage entweder noch persönlich oder aus der eigenen Familie her kennen, hat sich dies bestätigen lassen. Allerdings wird angenommen, dass man in die Kirche die etwas längere Lederhose oder den Kilt anzieht, die beim Knien praktisch den Boden berühren.
Generell gesehen wollen wir berücksichtigen, welche Grundsätze uns die katholische Moraltheologie in unserem Themenzusammenhang in Erinnerung ruft:
- “Sorgfalt und Geschmack der Kleidung sind Spiegel der Persönlichkeit. ...
- Mode ist wechselnder Zeitausdruck des (meist sehr kurzlebigen) Kleidstiles oder Geschmackes in der Kleidung als Teil des Lebensgefühles. ...
- Übertreibungen in Putzsucht und Eitelkeit. Viele Menschen versuchen dadurch zur Geltung zu kommen. Mit Recht wird 1 Petr 3,3f. der inneren Schönheit der Frau der Vorzug vor dem äußeren Schmuck gegeben. Sittlich entscheidend ist die Absicht, natürliche oder künstliche Vorzüge zur Schau zu tragen und die Blicke anderer auf sich zu lenken. Leicht verletzen Putzsucht und Eitelkeit das Schamgefühl und reizen zur Sinnlichkeit (Ärgernis).
- Nachlässigkeit und Schlampigkeit darf nicht als Tugend gepriesen werden. Man soll nicht grundsätzlich unmodern und ungepflegt sein wollen. Gesunder Fortschritt ist gut. Auf den Geist kommt es an, nicht auf die Form. S. th. II II q. 169 a. 2 (Schmuck der Frauen ist bei rechter Absicht erlaubt).
- Die Kleidung dient dem Schutz und der Pflege des Schamgefühls. Sie verhüllt die Geschlechtsteile. Darüber hinaus soll sie möglichst alles fernhalten, was die sexuelle Sinnlichkeit unnötig reizt.
- Transvestitentum, bewusstes Vertauschen der Kleidung ohne vernünftigen Grund (Sport, Beruf), besonders aus Geschlechtslust ist unsittlich und pervers (Dt 22,5). Positive Gestaltung einer gediegenen und schönen Frauenkleidung ist wichtiger als kleinliche Kritik und enge Zentimeterkasuistik. Entscheidend ist die Gesinnung. ...
- Die Kleidung hat auch den Zweck, die Geschlechter kenntlich zu machen. Die Frau soll als Frau, der Mann als Mann dem Auge deutlich erscheinen. Es ist nicht angängig, sich ohne berechtigten Grund (Arbeit, manche Sportarten usw.) zu verkleiden. Die Sitte eines Landes wird hier maßgebend sein. ...
- Die Volkstrachten dienen der Pflege des Brauchtums. Wo dies nicht künstlich, sondern gesund und echt ist, haben sie ihre Berechtigung.
- Kirchenrechtlich normiert ist (nur! - Anm.) die Kleidung der Kleriker und die Tracht der Orden, Kongregationen usw.” (Stelzenberger, Johannes, Lehrbuch der Moraltheologie. Ferdinand Schöningh 1965, S. 207f.)
Man soll sich also grundsätzlich bemühen, zwei Extreme bei der Wahl der eigenen Kleidung zu vermeiden. Auf der einen Seite sollte man bitte nicht zu kleinlich sein und bei jedem Millimeter, den man persönlich vielleicht als zu kurz oder zu eng einstuft, gleich großen Alarm schlagen. Sollte man dafür zuständig sein (z.B. als Eltern- oder Geschwisterteil, als Taufpate und Priester), kann man ja auch eine passende und günstige Gelegenheit abwarten der betreffenden Person anständig und dezent einen freundschaftlichen Hinweis geben (bitte niemals oberlehrermäßig!), ob denn die betreffende Kleidungsordnung ganz korrekt wäre.
Auf der anderen Seite sollte man auch der Tatsache eingedenk sein, dass wir uns ganz besonders als katholische Christen, denen der überlieferte Glaube und das sittliche Gebot Gottes wichtig sind, nicht immer unbedingt vom letzten Schrei der Mode oder des in der Gesellschaft gerade Angesagten angesprochen fühlen sollten bzw. dürfen, sondern auch in unserer Kleidung sowohl grundsätzlich unseren moralischen Anstand als auch speziell beim Kirchenbesuch unsere Hochachtung vor dem heiligen Geschehen der hl. Messe zum Ausdruck bringen sollen und wollen!
Wir gehen in die Kirche und begegnen dort auf eine ganz besondere und außergewöhnliche Weise Gott. Somit soll auch unsere Kleidung zum Ausdruck bringen, dass dies für uns ein feierlicher Anlass, ein großer Feiertag ist!

P. Eugen Rissling

 

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